Erziehen braucht auch kulturelle Elemente
Zusätzlich dazu, dass ein Kind rechtzeitig aufsteht oder ins Bett geht, sich wäscht, anzieht, Zähne putzt, aufräumt, manierlich isst, gehören in den Familienalltag auch die kulturellen Elemente: Die Besonderheiten der Jahreszeiten mit ihren Festen, mit den Geschichten und Legenden, den Liedern und Spielen, sowie den Erfahrungen von Zusammenhängen mit der Natur.
Wo wächst was, wie?
…wo kommt das her, was auf dem Teller ist? Wie wächst es? Wo? Wann?
…wie gedeihen die Karotten, der Salat, die Petersilie?
…wo arbeitet der Gärtner oder “im Märzen der Bauer?”
…wie sieht der Hafer aus, bevor er im täglichen Müsli landet, oder das Getreide, aus dem das Brot gebacken wird?
Das Typische einer Jahreszeit?
Welche Feste gibt es? Welches Motiv, welche Geschichte, welcher religiöse Hintergrund, welche Legenden gehören dazu? Welche Spiele, Tänze, Lieder und speziellen Rezepte oder Festtagsschmuck gibt es, die wir miteinander ausprobieren können?
Kinder brauchen Antworten
Alle diese lebenspraktischen Themen werden wieder wach, wenn wir Kinder haben. Beobachten wir es selbst: Die kleinen Kinder fragen noch danach. Und sie brauchen Antworten. Unbedingt. Sie sind ja noch nicht so lange auf der Welt und sie sind voller Neugier, diese kennenzulernen. Jedes Kind hat diese intensive Fragephase. – “Frag bitte, damit ich etwas lerne”, könnten wir als Eltern oft sagen. Denn als denaturierte Stadtmenschen merken wir oft erst durch kindliche Aufmerksamkeit, wie lohnend es ist, den Zusammenhängen nachzugehen. Die Fragen der Kinder geben Anlass für viele spannende Ausflüge und Aktionen.
Jahresfeste feiern
Wie schön: Es gibt nicht nur Alltag, Einerlei, immer dasselbe, sondern wunderbare Unterbrechungen: Feiertage, die herausgehoben und gepflegt werden. Festtage erheben das Familienleben. Neben Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind da noch eine Fülle weiterer Festtage. Das Besondere bei einem Fest ist für Kinder die Vorfreude, die Zeit der Erwartung und der Vorbereitung, an der sie mitwirken dürfen. (Das Jahreszeiten-Buch)
Jeder Festtag braucht seine Aufmerksamkeit. Auch solche Festtage, die heute ganz klein und nebensächlich erscheinen, wie zum Beispiel ‚Maria Lichtmess’. – In den bäuerlichen Kulturen war dies einst einer der größten Festtage im Jahreslauf: Dieser Tag, Lichtmess, am 2. Februar, zeigt jedes Jahr ganz deutlich, wie sehr das Licht zugenommen hat seit den dunklen Wintertagen.
Kinder sind ganz bei der Sache, wenn wir solche scheinbaren Kleinigkeiten mit ihnen bestaunen. Lichtmess: ein Lichtaufmerksamkeitsfest. Licht? Ist es wirklich so selbstverständlich, dass es da ist und wieder geht?
Erstaunliches bieten auch die vielen anderen Feier- und Festtage, wie Fasching, die Tag- und Nachtgleiche am Frühlingsanfang, Ostern usw.
(Bild: aus dem Cover des Jahreszeitenbuches)